Nicolas Mantseris, Caritasverband für das Erzbistum Hamburg, legt zum siebten Mal seinen jährlichen Bericht zur Überschuldungssituation in Deutschland vor. In diesen Bericht fließen neben der Gerichtsstatistik des Jahres 2023 auch die aktuelleren monatlich veröffentlichten Daten der Insolvenzstatistik mit ein. Eine Beschreibung seines Vorgehen und die Berichte der letzten Jahre finden Sie im Beitrag zum Überschuldungsindex 2023 (für 2022).
Die Ergebnisse des aktuellen Berichts:
- Der Überschuldungsindex steigt leicht um einen Punkt auf 63.
- Unerwartet sinkt im Jahr 2023 die Zahl der Stromsperren.
- In Bremen ist die Reduktion der Zahl der Stromsperren besonders auffällig.
- Darüber hinaus kann eine Verschlechterung der Situation in fast allen weiteren Indikatoren
beobachtet werden, wenn auch nicht so stark, wie angesichts der schlechten wirtschaftlichen
Lage zu vermuten wäre. - Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist auch im Jahr 2024 weiter gestiegen, allerdings nur
leicht. - Erneut hat der Anteil an ehemals Selbstständigen an den vereinfachten Verfahren im Mai
2024 mit 13,1 % einen Höchststand erreicht. - Unerwartet sinkt das Volumen der klassischen Verbraucherkredite, sehr sichtbar bei den
mittelfristigen Krediten mit einer Laufzeit von bis 5 Jahren.
Das Fazit des Autors:
Nahezu in allen Bereichen hat sich die Überschuldungssituation verschlechtert. Es gibt keine
Anzeichen, dass sich dieser negative Trend in 2024 verändert haben könnte. Allerdings ist die
Dynamik zurückhaltend.
Es spricht viel dafür, dass sich diese Entwicklung privater Überschuldung auf die schlechte
gesamtwirtschaftliche Lage zurückführen lässt.
Hoffnung macht, dass sich die allgemein schlechtere wirtschaftliche Lage privater Haushalte,
insbesondere mit niedrigem Einkommen, nicht auf steigende Beanspruchung von
Verbraucherkrediten – auch kurzfristigen Krediten – auswirkt. Damit bleiben die
Haushaltsausgaben von höheren Raten-Belastungen verschont. Das bremst das Risiko einer
Überschuldung und damit möglicherweise auch die Überschuldungsdynamik insgesamt.
Den Gesamtbericht finden Sie hier zum Download.