13. Juni 2019

Mit der zunehmenden Digitalisierung im Finanzdienstleistungsgeschäft erhöhen sich auch die Risiken der Überschuldung für Kunden digital vergebener Kredite. Zu diesem Ergebnis kommen mehrere Studien bzw. Untersuchungen des Instituts für Finanzdienstleistungen.

Zumeist werden solche Kredite sehr zügig und ohne jede Beratung vergeben. Schon das „normale“ Kreditgeschäft kann zur Schuldenfalle für viele Kreditnehmer werden, wenn keine ausreichende Beratung im Vorfeld stattfindet. So Dirk Ulbricht, Direktor des iff in einem Beitrag für mehrere Medien.  Das mangelnde Beratung  keineswegs nur ausnahmsweise vorkommt, zeigt die iff-Studie „Marktest Faire Kreditvergabe“ des iff auf. Denn vor allem durch intransparente Kreditbedingungen können Verbrauchen schnell unverschuldet in die Schuldenfalle getrieben werden. Lockangebote mit vermeintlich niedrigen Zinsen, die sich schnell als Ballonfinanzierung entpuppen, die günstigere Raten als ein üblicher Kredit versprechen, wo jedoch nach der Laufzeit noch eine relativ hohe Restschuld aussteht, die der Kunde auf einen Schlag tilgen muss. Dieses Vorgehen ist bspw. bei Autofinanzierungen besonders beliebt. Risiken wie etwa ein Unfall oder der Wertverlust durch die Nutzung des Autos werden meist nicht einmal angesprochen. Häufig entstehen zusätzliche, unvorhergesehene Kosten durch zusätzliche Verträge wie Restschuldversicherungen, Lebens- oder Unfallversicherungen etc., die z.T. nicht abwählbar und Bedingung für die Kreditaufnahme sind.

Neuartige Kreditformen erhöhen dieses Risiko noch mehr, weil hier in der Regel überhaupt keine Beratung stattfindet und Kredite in kürzester Zeit über Online-Plattformen vergeben werden. Zwei Beispiele dafür sind  „Instant-Lending-Kredite“ und „Crowdlending-Kredite“.

Instant Lending: Der Blitzkredit als Schuldenfalle

Die Direktbank ING wird ein solches Produkt im Sommer herausbringen. Unter anderem bietet auch die Teambank („Easycredit“) derartige Kredite an. Hierbei wird der Kreditantrag innerhalb von Sekunden geprüft. Zwischen der Antragstellung und dem Auszahlen liegen nur Minuten. Die Höhe des Kredites kann hierbei zwischen 5.000 und 65.000 Euro betragen, das Vorlegen von Einkommensnachweisen ist nicht nötig. Es erfolgt lediglich eine automatisierte Prüfung des Gehaltskontos und eine Video-Legitimation. In einem Artikel des Handelsblattes erläutert Dirk Ulbricht die Gefahren bei zu einfacher, automatisierter und dadurch blitzschneller Kreditvergabe, genannt Blitzkredit oder Instant Lending.

Crowdlending: Kredite für alle und jeder darf eine Bank sein?

Crowdlending-Plattformen wie Auxmoney bringen Geldgeber und Kreditnehmer ohne Banken zusammen. Es hört sich erst einmal gut an. Endlich fallen die trägen Banken als Mittler zwischen anlagesuchenden Kapitalgebern und Kreditsuchenden weg. Die Abwicklung ist digital, dementsprechend wenig Verwaltungskosten fallen an. Den Kredit kann man bequem vom heimischen Sofa aus beantragen. Für Menschen, die bei Banken keine Chance auf einen Kredit haben, ergeben sich hier potentiell neue Möglichkeiten. Es verleitet aber auch dazu, allzu schnell und unüberlegt einen Kreditaufzunehmen, ohne zuvor die eigenen finanziellen Möglichkeiten systematisch festzustellen, aber auch potentielle Risiken wie das Ende einer befristeten Tätigkeit, eine Einkommenseinbuße aufgrund der Geburt eines Kindes oder eines Pflegefalls in der Familie. Die möglichen Risiken werden bei dieser Art der kreditvergabe nicht abgeklopft. Das ist nicht, wie Auxmoney das auf der Internetseite sagt, eine langweiliges bzw. nutzloses Unterfangen. Den Kunden sind viele Risiken gar nicht bewusst, sie können nur auf persönliche Erfahrungen zurückgreifen. Die Bank hat da einen größeren Erfahrungsschatz. Letztlich wird das Ausfallrisiko schließlich von den gleichermaßen unerfahrenen Investoren übernommen. „Der einzige, der kein Risiko trägt, ist Auxmoney“, so Ulbricht in einem Beitrag auf der Webseite des iff.