29. Juni 2022

Julia Schlembach, Diakonie Baden

Laut Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) gab es 2021 die stärksten personellen Engpässe im Bereich ‚Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung‘, wenn man die Fachkräftelücke in Relation zu den offenen Stellen angibt (Stellenüberhangsquote). Im Bereich der akademisch qualifizierten Expert*innen gibt es laut Bericht knapp 22.000 offene Stellen für Sozialarbeitende/ Sozialpädagog*innen. Es klafft eine Fachkräftelücke von ca. 15.500 Personen und die Stellenüberhangsquote liegt bei 70,9 %.

In den nächsten Jahren wird auch der Bedarf an Fachkräften in der Schuldner- und Insolvenzberatung deutlich steigen. Die soziale Schuldnerberatung wird darauf angewiesen sein, motivierte Nachwuchskräfte zu rekrutieren und diese gut in das diffizile Feld der Schuldnerberatung einzulernen.

Dieser Artikel soll daher einen Überblick über wichtige regelmäßige Veröffentlichungen und aktuelle Literatur zum Thema soziale Schuldnerberatung geben, um Nachwuchskräften den Einstieg zu erleichtern.

Hinweis: Die nachfolgenden Publikationen wurden von der Verfasserin nicht alle (in Gänze) gelesen. Es handelt sich lediglich um eine Auflistung aktueller Veröffentlichungen und Fachliteratur zum Thema Überschuldung/ Schuldnerberatung. Die Aufzählung hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Eine ausführliche alphabetische Liste mit Veröffentlichungen zum Thema Schuldnerberatung findet sich bspw. auch auf der Seite der Koordinierungsstelle Schuldnerberatung in Schleswig-Holstein.

 

Für einen ersten Überblick empfiehlt sich selbstverständlich das Konzept „Soziale Schuldnerberatung“ der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AGSBV). Die Konzeption „stellt zusammenfassend dar, welche vielfältigen Aufgaben, Leistungen und Funktionen die Soziale Schuldnerberatung erfüllt. Sie beinhaltet zentrale Aussagen zum Tätigkeitsumfang und zum Profil. Es werden grundlegende Informationen vermittelt, wie die Leistungen einer Sozialen Schuldnerberatung erbracht werden, welche Voraussetzungen für eine qualitativ wirksame Beratung gegeben sein müssen und unter welchen rechtlichen, institutionellen und organisatorischen Rahmenbedingungen Schuldnerberatung geleistet wird.“ Die „Basiskonzeption Soziale Schuldnerberatung“ der Diakonie kann eine sinnvolle Vertiefung sein.

Folgende Fachbücher legen wir Ihnen ans Herz:

  • Ein Werk, das in keinem Büro fehlen darf ist das „Praxishandbuch Schuldnerberatung“ von Ulf Groth, Carsten Homann, Rita Hornung, Christian Maltry, Claus Richter, Achim Tiffe, Dieter Zimmermann und Thomas Zipf. Es „unterstützt die Schuldner- und Sozialberatung effizient, rechtlich fundiert und realitätsnah. Ein Autorenteam, in dem sowohl Praktiker als auch Lehrende tätig sind, vermittelt für alle praktisch relevanten Fälle das nötige Hintergrundwissen. Zahlreiche Checklisten und Musterbriefe machen das Handbuch für die in der spezialisierten und der integrierten Schuldnerberatung tätigen Fachkräfte zu einem unentbehrlichen Arbeitsmittel.“
  • Eine neue Grundlagen-Veröffentlichung ist das im Jahr 2022 erschienene Buch „Schuldnerberatung für die Soziale Arbeit. Grundlagen und Praxisanwendung“ von Carsten Homann und Malte Poppe. „Dieses Lehrbuch dient vorrangig Studierenden und Berufseinsteigenden als passgenaue und spezifische Einführungsliteratur, sowohl in die spezialisierte Schuldner- und Insolvenzberatung, als auch die integrierte Schuldnerberatung in der Straffälligen-, Suchtkranken- oder Wohnungslosenhilfe sowie anderen Berufsfeldern der Sozialen Arbeit. Neben der Vermittlung rechtlich fundierter Kenntnisse, wird vor allem ein Fokus auf die Einbettung und Anwendung dieser Kenntnisse in den Beratungskontext gelegt. Vom Erstkontakt mit dem Klienten bis zu einem fachlich guten Abschluss werden Grundlagen, Abläufe und Möglichkeiten der sozialen Schuldnerberatung dargestellt.“
  • Das beim Kohlhammer-Verlag veröffentlichte Buch „Soziale Schuldnerberatung. Prävention und Intervention“ von Harald Ansen ist ein guter Einstieg ins Thema soziale Schuldnerberatung als Handlungsfeld Sozialer Arbeit. Die Schuldnerberatung wird in diesem Buch „mit Blick auf das soziale Problem Überschuldung einschließlich zentraler Schuldenarten und präventiver sowie schuldenregulierungsbezogener Handlungsansätze dargestellt. Ein weiterer Schwerpunkt sind beratungsmethodische Fragen in Bezug auf Erstgespräche, Wissensvermittlung, Ressourcenaktivierung, Konfliktlösungen und Krisenintervention im Beratungsprozess.“
  • Der Band „Das Soziale in der Schuldenberatung“ von Christoph Mattes, Simon Rosenkranz und Matthias D. Witte „gibt einen Einblick in die Bearbeitung der Überschuldung als soziales Problem sowie die Schuldenberatung als Soziale Arbeit, zeigt besondere Konsequenzen der Überschuldung in verschiedenen Lebenslagen auf und skizziert das Problem privater Ver- und Überschuldung entlang der Begleitwissenschaften der Schuldenberatung und der Sozialen Arbeit.“
  • In dem im Jahr 2011 veröffentlichten Sammelband „Schuldnerberatung – eine ganzheitliche Aufgabe für methodische Sozialarbeit. Methoden und Konzepte der Sozialen Arbeit in verschiedenen Arbeitsfeldern“ von den Herausgebern Sigmund Gastiger und Marius Stark werden „dem didaktischen Konzept zufolge handlungsorientiert methodisch durchdachte Handlungskonzepte aufgenommen, zu denen als spezifische Handlungskompetenzen auch Skills (Fertigkeiten, bestimmte Problemlösungstechniken, Muster) gehören, die für die Schuldnerberatung konstitutiv sind.“
  • Der Sammelband „Armutsbekämpfung durch Schuldenprävention. Empirische Befunde, methodische Zugänge und Perspektiven“ von den Herausgebern Christoph Mattes und Carlo Knöpfel befasst sich mit Theorien und Modellen sowie Ansätzen für die Praxis der Schuldenprävention und Armutsbekämpfung. „Das Buch zeigt den aktuellen Fachdiskurs zur Praxis der Schuldenprävention im deutschsprachigen Raum auf und gibt Hilfestellungen, um die Arbeit zu diesem Themenkomplex zu reflektieren und theoriegeleitet weiterzuentwickeln.“
  • Der besonderen Zielgruppe junger Erwachsener widmet sich das Buch „Verschuldung von jungen Erwachsenen. Biographische Verläufe im Kontext von Partizipation und Risiko“ von Vera Lanzen. „Die Arbeit fragt nach der biographischen Bedeutung und Funktion von Verschuldungsprozessen bei jungen Erwachsenen, indem drei lebensgeschichtliche Verläufe von jungen verschuldeten Menschen rekonstruiert werden. Dabei wird deutlich, dass Schulden im jungen Erwachsenenalter vor allem als soziales Beziehungsmittel bedeutsam sind und durch Verschuldung soziale Zugehörigkeit hergestellt werden kann. Gleichzeitig bergen Schulden im jungen Erwachsenenalter das Risiko des sozialen Ausschlusses. Den Abschluss der Arbeit bildet eine Diskussion der Ergebnisse hinsichtlich der Relevanz für sozialpädagogisches Handeln im Kontext von Jugendverschuldung.“
  • Wer tiefer in die spannende Historie der Schuldnerberatung einsteigen möchte, ist das Buch „Geschichte der Schuldnerhilfe in Deutschland. Varianten und Entwicklungspfade aus Perspektive der Sozialen Arbeit“ von Uwe Schwarze, Heinrich-Wilhelm Buschkamp und Alexander Elbers zu empfehlen. „Durch die historischen Befunde wird deutlich, dass die Varianten und Pfade heutiger Schuldnerhilfen weit über die Sozialpolitik und Sozial Arbeit hinaus reichen. In Zukunft bedarf es daher eines stärker in unterschiedliche Politikfelder integrierten Verständnisses, um die Unterstützungsangebote für ver- und überschuldete Menschen fachlich und methodisch weiter zu entwickeln.“

Des Weiteren sind sowohl die Veröffentlichungen des Eigenverlags der BAG SB als auch der Verlag Informationsoffensive empfehlenswert. Auf der Seite der Informationsoffensive gibt es unter der Rubrik ‚Downloads‘ darüber hinaus praktische Listen, Vorlagen und Rechner.

Für den Bereich der Schulden- und Insolvenzberatung gibt es wiederkehrende Statistiken und Veröffentlichungen, in die sich ein Blick lohnt:

  • Der jährlich veröffentlichte „Überschuldungsreport“ des Instituts für Finanzdienstleistungen e. V. (iff) ist ein ‚must read‘. Im Überschuldungsreport werden nicht nur quantitative Statistiken veröffentlicht, sondern auch fachspezifische Themen der sozialen Schuldnerberatung wissenschaftlich aufbereitet. Auch die vom iff regelmäßig veröffentlichten Fachbeiträge in der Rubrik „Überschuldungsradar“ sind sehr hilfreich.
  • Die „Überschuldungstatistik“ des Statistischen Bundesamtes gibt einen quantitativen Überblick über das Ausmaß privater Überschuldung und deren Lebenslagen. Da die Beteiligung in Baden-Württemberg sehr gering ist, ist die Aussagekraft für das Bundesland begrenzt.
  • Auch der Finanzdienstleister Creditreform veröffentlicht jährlich einen Statistikbericht. Der „SchuldnerAtlas“ gibt vor allem einen Überblick über die Entwicklung der Überschuldungsquote in Deutschland und verschiedenen Regionen, wie z. B. Stuttgart.

Aufgrund der Volatilität des Handlungsfeldes ist es ratsam sich regelmäßig bspw. auch auf folgenden Webseiten zu informieren:

Auf den Seiten der verschiedenen Länderzusammenschlüsse bzw. Fachzentren, wie z. B. in Schleswig-Holstein, Bremen oder Rheinland-Pfalz finden sich ebenfalls viele Informationen.