20. November 2023

Vorbemerkung

In diesen nun sechsten jährlichen Bericht von Nicolas Mantseris, Caritasverband für das Erzbistum Hamburg, zur Überschuldungssituation in Deutschland fließen neben der Gerichtsstatistik des Jahres 2022 auch die aktuelleren monatlich veröffentlichten Daten der Insolvenzstatistik mit ein.

Während der Überschuldungsindex weiter der Kern dieses Berichtes bleibt, schreibt der Autor, dass dieser neu mit weiteren Daten angereichert wird, die weitere Facetten des Überschuldungsgeschehens im Bereich der privaten Haushalte sinnvoll nachzeichnen bzw. wie die Arbeitslosenquote oder der Reallohnindex Bedeutung für das Überschuldungsgeschehen haben sollen.

Die neu mit dargestellten Daten sind zunächst eine persönliche Auswahl des Autors. Die Zusammenstellung würde den Anfang eines Versuches darstellen, Überschuldung als Ergebnis gesamtgesellschaftlicher Prozesse zu verstehen. Die bisherige Fokussierung auf bestimmte Daten aus der Gerichts- und Überschuldungsstatistik würdem das Phänomen der Überschuldung nur unzureichend beschreiben. Hinzu kämen jetzt Daten aus der EU-SILC Erhebung, deren Ziel es ist, die Lebensverhältnisse privater Haushalte in Europa über den Zeitverlauf vergleichbar zu beobachten. Hieraus würden Daten für Deutschland aus dem Teil der Studie genutzt werden, die die soziale bzw. wirtschaftliche Exklusion erfassen. (Anhang A)

Die von Bundesnetzagentur veröffentlichten Daten zum Geschehen im Zusammenhang mit Strom- und Gassperren fließen auch in den Überschuldungsindex ein. Auch diese Daten würden die existentielle Exklusion aufgrund von Zahlungsrückständen aufzeigen. (Anhang B)

Seit 2020 werden auch die Daten der Zwangsräumungen statistisch erfasst. Dazu werden in diesem Bericht Ergebnisse aus einer Antwort der Bundesregierung genutzt. Diese Daten sind laut Autor Mantseris derzeit noch nicht unmittelbar öffentlich zugänglich. (Anhang C)

Desweiteren werden Entwicklungen des Kreditgeschehens im Überschuldungsindex erfasst – mit Begrenzung auf die Volumen der kurz- und mittelfristig vergebenen Kredite an Privathaushalte. (Anhang D)

Ergänzend wirft der Autor einen Blick in die PHF-Statistik der Deutschen Bundesbank. Mit dieser Reihe will die Bundesbank die wirtschaftliche Lage der deutschen Haushalte beobachten. Aus ausgewählten Daten soll die Kreditbelastung privater Haushalte nachvollzogen werden. (Anhang E)

Ebenso hat die Entwicklung der Arbeitslosigkeit und die Entwicklung der verfügbaren Realeinkommen Einfluss auf die Zahlungsfähigkeit von Haushalten. (Anhang F & G)

Im Anhang H finden sich, wie gewohnt, Erläuterungen zu den Indikatoren des Überschuldungsindex.

Ergebnisse

  • Der Überschuldungsindex sinkt auf 62.
  • Die Zahl der Vollstreckungssachen sinkt im dritten Jahr in Folge.
  • Die Zahl der abgegebenen Vermögensauskünfte sinkt im siebten Jahr in Folge.
  • In 2022 beantragten nahezu so viele Menschen ein Verbraucherinsolvenzverfahren, wie zuletzt 2017. Im Jahresverlauf des aktuellen Jahres 2023 entspricht die Zahl der eröffneten IK-Verfahren allerdings nahezu der Zahl des Jahres 2022 und steigt demnach derzeit nicht weiter.
  • Gestiegen ist die Zahl der gerichtlichen Mahnverfahren. 2022 sind 10 % mehr Verfahren beantragt worden, wie im Jahr zuvor.
  • Die neu hinzugezogenen Daten bestätigen sehr deutlich die positive Entwicklung des Index bis 2020. In den Jahren 2021 und 2022 zeigen die Daten keine einheitliche Entwicklung.

Den Überschuldungsindex 2023 finden Sie hier.
Vorausgegangene Veröffentlichungen:
Zwischenbericht 2023
Überschuldungsindex 2022
Index der gerichtlichen Forderungsbeitreibung 2021
Index der gerichtlichen Zwangsvollstreckung 2020