5. Juli 2016

Schulden machen krank. Krankheit macht Schulden.

75 % der deutschen Erwachsenen schätzen laut Robert Koch Institut[i] ihre Gesundheit als gut oder sehr gut ein. Das gilt jedoch nicht für Menschen, die ihre Schulden nicht mehr bezahlen können.

Die Zentrale Schuldnerberatung Stuttgart[ii] hat im April und Mai über 83 überschuldete Personen im Rahmen der Schuldnerberatung hierzu befragt. Die Auswahl der Personen erfolgte rein zufällig. 45 % gaben den Gesundheitszustand als „weniger gut“ oder gar „schlecht“ an. 61 % der Befragten weisen ein Krankheitsbild aus. Im Vordergrund stehen dabei psychische und psychosomatische Erkrankungen. 39 % der Befragten gaben an, dass die Krankheit mit Auslöser für die Überschuldung war, bei mehr als einem Drittel der Befragten ist die Arbeitsfähigkeit stark eingeschränkt, 11 % sind gar berufsunfähig krank.

Bei 23 % der Betroffenen bestehen Schulden, die im direkten Zusammenhang mit der Krankheit stehen, beispielweise Kassenbeiträge und nicht bezahlte Arztrechnungen.

Es besteht eine enge Wechselwirkung zwischen Krankheit und Schulden, die man aus eigener Kraft nicht mehr bewältigen kann. Krankheiten können in eine Überschuldung führen, ebenso können aber auch Schulden krank machen. Für Menschen mit Schulden besteht zudem die Gefahr, dass sie sich nicht mehr ausreichend krankenversichern können. Ärztliche Leistungen, die Zusatzbeiträge erfordern, können nicht bezahlt werden. Auf diese Zusammenhänge weist die diesjährige Aktionswoche Schuldnerberatung[iii] hin.

Kann Schuldnerberatung gesund machen?

Dass Schuldnerberatung zumindest gesünder macht, bestätigen Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen. Tatsächlich gaben 62 % der Befragten an, dass sich durch die Schuldnerberatung der Gesundheitszustand verbessert hat oder verbessern kann. Eine Person schrieb auf den anonymen Fragebogen: „Durch den Prozess bei der Beratung der Schuldnerberatung und die Hilfe und Unterstützung geht es mental und im sozialen Umfeld bergauf. Festigung im Beruf und Selbstbewusstsein sind deutlich verbessert. DANKE“

Die Schuldnerberatung fordert:

  • Ein Recht auf Schuldnerberatung für überschuldete Menschen.
  • Zugang zur Regelversorgung der Krankenkassen auch bei Beitragsschulden.
  • Öffnung der gesetzlichen Krankenversicherung für Kleinselbständige mit niedrigem Einkommen.
  • Spezifische Programme zur Krankheitsprävention und Gesundheitsprävention für überschuldete Menschen.

Hier können Sie die Auswertung der ZSB ansehen:   Auswertung der ZSB

[i] Robert Koch Institut: Gesundheit in Deutschland 2015
[ii] Die Zentrale Schuldnerberatung Stuttgart in Trägergemeinschaft des Caritasverband Stuttgart e.V., Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.V. und PräventSozial gGmbH betrieben.
[iii] Siehe: www.aktionswocheschuldnerberatung.de