27. März 2019

Daniela Hihn – Diakonische Bezirksstelle Filder

In den vergangenen Jahren wurde immer wieder beklagt, dass Schuldner- und Insolvenzberatung stark verrechtlicht wurde mit dem Fokus auf die reine Schuldenregulierung. Probleme der Ratsuchenden, die zum Teil ursächlich für die Schuldenentstehung waren, werden teils aus Kapazitätsgründen, teils jedoch auch aus mangelndem theoretischen Wissen in Beratungsmethoden nicht aufgegriffen.
In 2017 und 2018 fand erstmals eine vom Diakonischen Werk Württemberg organisierte Fortbildung zu Beratungsmethoden in der Sozialen Schuldnerberatung statt. Referent war Prof. Dr. Harald Ansen, der an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg lehrt und forscht.

Die Fortbildung umfasste 14 Tage und richtete sich an Schuldnerberater/innen mit juristischen, kaufmännischen, betriebs- oder sozialwirtschaftlichen Ausbildungen, an Schuldnerberater/innen aus der Sozialen Arbeit, die noch keine beraterische Zusatzausbildung hatten sowie an ehrenamtliche Schuldnerberater/innen, die Ratsuchende persönlich beraten.

Inhalte der Fortbildung waren:

– Grundlagen sozialarbeiterischer Kompetenzen und methodischen Handelns
– Gestaltung des zirkulären Beratungsprozesses und handlungsleitende Prinzipien
– Aufbau einer Arbeitsbeziehung und kooperative Gesprächsführung
– Erstgespräche führen
– Fall- und Problemerfassung in der explorativen Gesprächsführung
– Hilfeplanung, Zielentwicklung und Förderung der Motivation Ratsuchender
– Vermittlung von Informationen und Wissen in einer didaktisch geeigneten Gesprächsführung
– Förderung eines Ressourcenbewusstseins und der Ressourcennutzung durch  Gesprächsführung
– Umgang mit Konflikten und deeskalierende Varianten der Gesprächsführung
– Förderung sozialer Unterstützung durch Netzwerkarbeit in der Beratung
– Bewältigung und psychosozialer Krisen und Krisenintervention.

Tenor nach Abschluss der Fortbildung war, dass alle Teilnehmenden erheblich in ihrer Beratung von den Inhalten profitiert haben. Zwar lässt sich Schuldnerberatung zunächst auch mit der Vermittlung von rechtlichen Fakten durchführen. Viele der Fortgebildeten sind Quereinsteiger/innen aus nicht (sozial) beratenden Berufen, die anfänglich ausschließlich rechtliche Weiterbildungen besucht haben. Doch die Probleme unserer Ratsuchenden beschränken sich oft nicht nur auf finanzielle Schwierigkeiten. Ohne beratungsmethodische Kenntnisse kann es passieren, dass vom Berater/in Inhalte vermittelt werden, die für Ratsuchende nicht relevant oder überfordernd sind und drängendere Themen, die den Ratsuchenden blockieren, nicht erkannt und bearbeitet werden. Das verbaut den Weg für eine erfolgreiche Beratung.

Prof. Dr. Ansen hat die Inhalte der Fortbildung weitgehend in seinem 2018 erschienenen Buch „Soziale Schuldnerberatung – Prävention und Intervention“ (erschienen im Kohlhammer Verlag) verarbeitet. Wir, eine Gruppe von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Teilnehmern/Teilnehmerinnen der Fortbildung, möchten in Beiträgen darstellen, was für uns die wesentlichen Erkenntnisse aus der Fortbildung waren, die Einfluss auf unsere Beratungsarbeit in der Schuldnerberatung genommen haben (siehe auch „Die Lebenswelt des Ratsuchenden als Mittelpunkt der Beratung“ und „Relevanz von Beratungsmethoden in der Sozialen Schuldnerberatung für Ehrenamtliche“). Damit möchten wir zeigen, warum die Auseinandersetzung mit Beratungsmethoden in der Schuldnerberatung nicht nur für Quereinsteiger/innen und Ehrenamtliche so wichtig ist.

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