30. April 2018

 

Junge Erwachsene in der Schuldenfalle, wenn der Druck steigt!

Beratung und Prävention von jungen Erwachsenen in der Schuldnerberatung
„Wie muss Schuldenprävention gestaltet und organisiert sein, damit sie einen Beitrag zur Beratung und Prävention junger Erwachsenen leisten kann und diese Zielgruppe überhaupt erreicht?“

Mit dieser Frage setzten sich mehr als 100 Schuldnerberaterinnen und Schuldnerberater aus Baden-Württemberg am 11. April 2018 in Karlsruhe beim Landesfachtag Schuldnerberatung auseinander. Der Landesfachtag ist eine Kooperationsveranstaltung der Liga der freien Wohlfahrtspflege und der kommunalen Landesverbände in Baden-Württemberg und wird durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg gefördert.

Wir durften Gast sein im Landratsamt Karlsruhe und freuten uns über Grußworte des Landrates Dr. Christoph Schnaudigel und Christa Heilemann vom Landkreistag Baden-Württemberg.

 

In Deutschland haben rund 1,66 Millionen junge Erwachsene unter 30 Jahren Schulden. Die Zahl ist laut Schuldneratlas 2017 im Vergleich zu den Vorjahren zwar weiter rückläufig, die langfristige Entwicklung aber nicht zu unterschätzen. Von 2004 bis 2014 ist die Zahl junger Überschuldeter um rund 68 Prozent gestiegen.

Die Konsumfallen lauern überall: Handverträge, Fitnessstudio oder Klamotten, die Finanzierung kein Problem, auch ohne Geld! Angebote wie Ratenzahlung, 0%-Finanzierung oder Kreditvertrag locken. Den Unterschied zwischen Verschuldung und Überschuldung merken viele junge Erwachsene erst, wenn sie nicht mehr in der Lage sind ihren Teil zu leisten. Worte wie Inkasso, Pfändung oder Gläubiger werden ein Teil der Lebensrealität. Wenn der Druck steigt, steigt auch die Gefahr daran zu zerbrechen.

Was nun? Wie kann die Schuldenfalle überwunden werden? Es ist nicht damit getan, durch die Vermittlung von Finanzwissen oder Budgetformulare die Betroffenen zur Sparsamkeit zu erziehen oder zu disziplinieren. Diese Tatsache wurde im Vortrag von Dr. Christoph Mattes der Fachhochschule Nordwestschweiz deutlich. Es geht darum, betroffene junge Erwachsene für die Gefahren und Beeinträchtigungen von Verschuldung zu sensibilisieren, ihnen aber auch Alternativen zur Verschuldung im Alltag anzubieten.

Über den Zusammenhang von Geld, Geltung und Konsum referierte Prof. Dr. Kurt Möller von der Hochschule Esslingen. Sally Peters, Doktorandin der Universität Hamburg, setzt sich in ihrem Referat mit der Beratung von jungen Überschuldeten auseinander und stellt anhand einer aktuellen Studie sowohl Risiken, als auch Herausforderungen vor.

Im weiteren Verlauf berichtet Heiner Gutbrod von der Jugend-Schulden-Beratung in Tübingen, mit welchen Peer-Präventions-Ansätzen versucht wird, mit potenziell von Ver- und Überschuldung betroffenen Zielgruppen im Bereich der Schuldenprävention und der Nachsorge ins Gespräch zu kommen.

In der abschließenden Podiumsdiskussion, in der Betroffene junge Erwachsene und ihre Geschichten im Mittelpunkt standen wurde deutlich, wie wertvoll Peer-to-Peer Ansätze in der Beratung und Prävention von jungen Erwachsenen in der Schuldnerberatung sein können.

Wir blicken auf eine gelungene Veranstaltung zurück und danken allen, die mitgewirkt haben herzlich.

Für die Liga der freien Wohlfahrtspflege Sabine Oswald, Referentin Bereich Krisenintervention und Existenzsicherung, Der PARITÄTISCHE Baden-Württemberg

 

Vortrag Karlsruhe Landesfachtag 11.04.2018_ Peters Präsentation Beratung Landesfachtag KA Präsentation BaWü Konferenz April 2018

 

Aus: Kurt Möller (Hrsg.): Hol ich mir. Geld Konsum und Geltung. Berlin 2015: Verlag des Archivs der Jugendkulturen: Haste nix biste nix